Ein Placebo im engeren Sinne ist eine pharmakologisch unwirksame Substanz oder Behandlung, die keine Wirkung aufweist. Als Placeboeffekt wird die messbare Wirkung bezeichnet, die durch die Erwartungshaltung des Patienten bezüglich der Wirksamkeit der therapeutischen Intervention oder Behandlung, durch assoziative Lernprozesse und/oder die Qualität der Beziehung zwischen Patient und Arzt zustande kommt.
Unter dem sogenannten Noceboeffekt versteht man im engeren Sinne eine Verschlechterung der Symptomatik bzw. das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen wenn eine unwirksame Substanz (Placebo) verabreicht wird. Inzwischen wird unter einem Noceboeffekt auch verstanden, wenn Symptome auftreten weil der Patient/die Patientin glaubt, eine Erkrankung zu haben, dies aber nicht zutrifft. Solche Noceboeffekte können auch durch Fehldiagnosen ausgelöst werden.
Aktuelle Forschungsbefunde entschlüsseln in immer mehr Details die psychologischen und neurobiologischen Mechanismen der Placebo- und Noceboantwort sowie Einflussfaktoren, welche die individuelle Placebo-/Noceboantwort ursächlich beeinflussen. Die gezielte Anwendung dieses Wissens erlaubt die situationsspezifische Steuerung von Placebo- und Noceboeffekten. Damit bietet sich zum einen die Möglichkeit therapeutische Effekte im klinischen Setting zu maximieren bzw., im Falle von Noceboeffekte, diese zu vermeiden. Andererseits können im Rahmen von kontrollierten Studien zum Wirksamkeitsnachweis von pharmakologischen Therapieansätzen Placeboeffekte kontrolliert werden, um die Sensitivität für die Wirkung der zu testenden Substanz oder Behandlung zu optimieren.