Medizinisches Fachpersonal
Placebo-Effekte in Pflege, Beratung und Therapie: was medizinisches Fachpersonal wissen sollte
Medizinisches Fachpersonal wie etwa Pflegende oder Beratende im Gesundheitsbereich sind zentrale Vertrauenspersonen in Gesundheitsfragen. In der Regel haben sie sogar häufiger Kontakt zu den Patienten als der Arzt oder die Ärztin, und sie können sich mehr Zeit für die Kommunikation mit den Betroffenen nehmen. Somit kommt ihnen eine zentrale Rolle für die positive Steuerung von Placebo-Effekten oder der Abschwächung von Nocebo-Effekten zu.
Wenn es darum geht, Krankheiten zu heilen, denken viele Menschen wohl als erstes an die Hilfe von Ärztinnen und Ärzten. Doch wenn jemand tatsächlich eine Therapie macht oder eine Operation benötigt, hat er oder sie vorwiegend mit anderen Personen zu tun: Mit Pflegerinnen und Pflegern, mit medizinischen Fachangestellten, Physio- und Ergotherapeuten, Logopädinnen, Gesundheitsberatern und anderem medizinischen Fachpersonal. Oft wird übersehen, dass diese Personen für Patientinnen und Patienten zentrale Vertrauenspersonen in Gesundheitsfragen sind – und über die Steuerung von Placebo-Effekten einen enormen Einfluss auf den Erfolg einer Therapie haben.
Wie Helfende, Pflegende und Beratende kommunizieren, trägt entscheidend zum Erfolg einer Therapie bei
Denn Helfende und Pflegende führen nicht nur wichtige medizinische Maßnahmen durch, wie etwa Eingriffe vorzubereiten oder Röntgenaufnahmen zu machen. Ganz bedeutend ist zudem, dass sie große Teile der Kommunikation mit den Patientinnen und Patienten übernehmen. Für die Gespräche mit den Patienten können sie sich meist deutlich mehr Zeit nehmen als Ärztinnen oder Ärzte. Wie diese Kommunikation gelingt, trägt entscheidend zum Verlauf und Erfolg einer Therapie bei – weil sie die Behandlungserwartungen der Betroffenen maßgeblich beeinflusst.
Die Erwartungen von Patientinnen und Patienten an eine Therapie haben eine zentrale Bedeutung für deren Erfolg. Positive Erwartungen können Placebo-Effekte hervorrufen, welche die Wirksamkeit der Therapie erheblich verstärken. Umgekehrt können negative Erwartungen Nocebo-Effekte auslösen, welche die Wirksamkeit einschränken oder sogar ganz unterbinden können.
„Sprache kann selbst zur Therapie werden, wenn sie gezielt eingesetzt wird“
Experimentelle und klinische Forschungsergebnisse zeigen, dass die Behandlungserwartung von Patientinnen und Patienten ganz wesentlich durch die Kommunikation mit gesundheitlichen Vertrauenspersonen wie dem medizinischen Fachpersonal geprägt wird. Diese Kommunikation sollte also nicht nur ein Vehikel sein, um sachliche Informationen zu überbringen. Sprache kann vielmehr selbst zur Therapie werden, wenn sie gezielt eingesetzt wird und über das Gehirn neurobiologische Reaktionen auslöst.
Die richtige Gesprächsführung führt zu neurobiologischen Veränderungen im Gehirn
So induzieren eine positive und empathische Kommunikation ebenso wie eine angenehme Gesprächsatmosphäre und die richtige Wortwahl und Formulierung bei Patientinnen und Patienten nachweislich neurobiologische Veränderungen im Gehirn, die mit einer veränderten, optimistischeren Erwartungshaltung assoziiert sind – und dadurch zu erwünschten Placebo-Effekten führen können. Gerade Vertrauenspersonen wie Pflegerinnen, Therapeuten, Berater und Medizinische Fachangestellte tragen aufgrund ihrer zahlreichen Kontakte mit den Betroffenen entscheidend dazu bei, eine solche positive Patientenkommunikation zu etablieren.
Ziel sollte es daher sein, die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten ganzheitlich faktenbasiert, kognitiv und emotional auf die Stärkung von Placebo-Effekten und die Unterdrückung von Nocebo-Effekten hin auszurichten. Gelingt dies, kann das medizinische Fachpersonal die Wirkung einer Therapie wesentlich unterstützen – und gleichzeitig die Compliance und Adhärenz von Patientinnen und Patienten entscheidend verbessern.
Ganzheitliche Patientenkommunikation für größere Therapieerfolge
Das Kompetenznetzwerk Placebo hat sich das Ziel gesetzt, die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Placebo-Effekten in konkrete Konzepte für die medizinische Praxis und die klinische Forschung zu übersetzen. Die Expertinnen und Experten aus dem Netzwerk unterstützen Sie dabei, bessere Therapieergebnisse für Ihre Patienten zu erreichen.
Wir beraten Sie gerne zu den Themen:
- Verbesserung der Patientenkommunikation im Sinne einer erwartungssensiblen Gesprächsführung
- Angemessene Patientenaufklärung (sinnvolles Coping und Framing)
- Kommunikationstraining für Pflegende, Beratende, MFA usw.
- Einsatz ergänzender Kommunikationsmittel wie Videoclips und Flyer
- Erhöhung der Patientenzufriedenheit
- Verbesserung von Compliance und Adhärenz